Patrick Hirsch in seiner ersten Saison im Porsche Carrera Cup Deutschland:
10 Fragen – 10 Antworten –
Zum Rennen aber auch ein kleines bisschen privat!


Patrick Hirsch hatte in der Saison 2008 eine Saison mit Höhen und Tiefen … Das absolute Tief war wohl der heftige Unfall beim Saisonfinale. Dennoch möchten wir mit einer kleinen Fragerunde die abgelaufenen Saison Revue passieren lassen, aber zugleich auch einen kleinen Ausblick wagen! Aber auch der „private“ Patrick Hirsch kommt hier zu Wort.

Bevor Du die Chance erhalten hast, eine komplette Saison im Porsche Carrera Cup Deutschland zu starten, bist Du im ADAC VW Polo Cup und auch im Seat Leon Supercopa gestartet.Hat Dir diese Erfahrung in diesen klassischen Nachwuchsserien geholfen?

Durch den Einstieg in den ADAC VW Polo Cup im Jahr 2005 habe ich das Umfeld des Rundstreckenrennsports kennen gelernt: Strecken, Datenanalyse, entsprechende Fahrerbesprechungen, erster Umgang mit den Medien … Und das alles im Rahmen einer der weltbesten Serie, der DTM!Danach bin ich im Seat Leon Supercopa gestartet. Das war ein weiterer wichtiger Schritt für mich, vor allem weil ich hier im Bereich Datenanalyse viel lernen konnte. Aber nicht nur hier. Auch die harte Konkurrenz im Fahrerfeld war schon enorm. Hier konnte ich meine Stärke im „Rennfight“ richtig lernen. Der Seat Leon Supercopa ist immer noch eine tolle Serie, die nach meiner Meinung mehr Zuspruch verdient hätte.

 


Erklär mir Dein Auto. Was fasziniert Dich an Deinem Renngerät, dem Porsche 997 GT 3 Cup?
Kein Problem. Mein „Cup-Elfer“ hat 420 PS und im Gegensatz zum Straßenauto kein ABS, eine sequentielle Schaltung, 1.140 kg Leistungsgewicht und eine Beschleunigung von 0 auf 100 in 3 Sekunden, wenn der Start gut war… Die Höchstgeschwindigkeit eines solchen Renngeräts liegt bei ca. 290 km/h! Die Faszination an dem 997 Cup Porsche ist die Kraftübertragung und natürlich der Sound des Boxers im Heck in diesem Fahrzeug! Der geht mir jedes Mal unter die Haut, wenn ich drin sitze. Jedoch im Fahrverhalten ist der Porsche 997 Cup mit dem Antrieb und dem Motor hinten im äußersten Grenzbereich nicht leicht zu fahren. Da muss man als Rennfahrer schon die richtige Balance finden.
Würdest Du dieses Auto auch gerne als Straßenauto privat fahren wollen, oder fährst Du es bereits?
Hm, mein absoluter Favorit ist der Porsche 997 GT 2 – was meinst Du sonst sollte ich fahren …(Patrick Hirsch schmunzelnd) Aber ich würde auch gerne einen Porsche 997 Cabrio fahren. Im Moment habe ich aber leider kein privates Auto.
Viele, die die Rennen als Zuschauer oder auch im Fernsehen verfolgen, denken, dass Du morgens an die Rennstrecke kommst, Dich ins Auto hockst und Rennen fährst … So ist es doch nicht?

Verrate den Lesern doch mal ganz kurz so im „Steno“, wie Dein Rennwochenende so aussieht und welche Abläufe es da gibt – insbesondere vor Qualifying und Rennen?
Oh je, wollt Ihr das wirklich wissen?? (Anm. der Redaktion: Ja wir wollen)… Nun ja, ich reise meist schon donnerstags an, da wir am Freitag schon früh an der Rennstrecke sein müssen … Meistens gibt’s den ersten Smalltalk mit einem Hallo schon am Donnerstagabend. Auch nutze ich an diesem Tag meist noch die Zeit, um mir die Strecke mit den Kerps zu erkunden, zu Fuß natürlich! Später am Abend mache ich mir hierzu noch ein paar Notizen. Dann wird noch schnell etwas gegessen und dann ab ins Hotel.Am Freitag analysieren wir eventuelle Testdaten, die vor dem Rennwochenende gesammelt wurden und legen dann eine Abstimmung für die Trainingssitzungen fest. Im Porsche Carrera Cup gibt es am Wochenende zwei freie Trainingssitzungen … Jede Trainingssitzung wird hier ganz genau mit dem zuständigen Chef-Ingenieur, dem Fahrzeug-Ingenieur und auch den verantwortlichen Mechanikern ausführlich analysiert und danach wird dann – natürlich auch in Absprache und absoluter Zustimmung mit mir - das Setup des Fahrzeuges für das Qualifying am Samstag festgelegt. Auch der Teamchef wirkt hier mit. Danach geht’s nur noch ins Hotel zum Schlafen, denn der Samstag beginnt früh und wird anstrengend Am Samstag bin ich meist schon sehr früh im Fahrerlager. Im Teamzelt herrscht dann meist schon heftiges Arbeiten rund um mein Auto. Kurz vor dem Qualifying gibt es meist immer noch eine kurze Besprechung mit Teamchef, allen Mechanikern und Verantwortlichen. Danach geht’s zum Mittagessen …. Danach stehe ich meinen Fans absolut mit Autogramm- und Fotowünschen zur Verfügung und sie dürfen – und machen das auch – mir die sprichwörtlichen „Löcher in den Bauch fragen“
… Ein absoluter Wahnsinn, wie viele einen Kennen. Ich genieße das wirklich! Doch eine Stunde vor dem Qualifying brauch ich meine Ruhe.

Der Sonntag verläuft ganz ähnlich. Meistens bin ich wieder recht früh an der Rennstrecke. Natürlich schaue ich direkt nach meinem Renngerät und stimme mich noch einmal mit meinen Mechanikern ab, ob alles in Ordnung ist. Und dann strömen auch schon die ersten Fans ins Fahrerlager, die natürlich wieder Autogramme möchten! Ich bin immer wieder überwältigt, wie viele Leute von mir ein Autogramm haben möchten … Auf diesem Wege auch mal DANKE an meine treuen Fans!! Viele sehe ich mehrmals in der Saison!Kurz vor dem Rennen brauch ich dann aber doch wieder meine Ruhe. Meistens suche ich diese in unserem Teamauflieger!
Hand aufs Herz: Bist Du nervös vorm Qualifying oder auch vorm Start? Und falls ja, was machst Du dagegen?
In der Einführungsrunde bin ich meistens immer etwas nervös, aber wenn es dann zum Startplatz geht bin ich voll konzentriert und versuche den Start
schon ein wenig zu planen.
Viele Rennfahrer haben Rituale vor einem Start – erst Schuhe anziehen, dann Handschuhe oder anders herum... Du auch?
Und wenn ja, welche?Nein, ein ganz spezielles Ritual habe ich nicht. Ich höre aber ganz gerne ein wenig Musik - am liebsten was Rockiges - beim Anziehen meiner Rennbekleidung.
Zurück zur Saison 2008: Was war Dein ganz persönliches Highlight in der Saison, was die absolute Katastrophe?
Als erstes Highlight würde ich das Auftaktrennen in Hockenheim bezeichnen. Das habe ich auf dem 13. Platz beendet. Und dann war da noch das Rennen in Barcelona! Das habe ich ohne Streckenkenntnisse und ohne jegliche Testkilometer im Vorfeld auf einem 11. Platz beendet. Die absolute Katastrophe war für mich das Finalrennen auf dem Hockenheimring mit dem Unfall im Qualifying, der leider einen Start im Rennen unmöglich machte.
Welche Strecke der Saison 2008 war Deine Lieblingsstrecke und warum?
Mugello und Barcelona zähle ich zu meinen Lieblingsstrecken. Das sind beides Fahrerstrecken, die mir liegen. Hier kann ich meinen Testrückstand und die fehlenden Kilometer auf dem Cup-Elfer gegenüber der Konkurrenz etwas leichter wettmachen.
Würdest du gerne mal ein Formel 1 Auto testen? Ich denke ja … Welches?
Am liebsten würde ich den McLaren Mercedes des Formel1-Weltmeisters 2008, Lewis Hamilton, mal fahren. Ich finde den Kerl einfach sympathisch, seit ich ihn in der Formel 3 gesehen habe. Ich könnte mir aber auch gut vorstellen, mal ein Fahrzeug aus dem Sportwagenbereich – wie sie in Le Mans bei den 24-Stunden oder auch in der Le Mans Series (LMP 1 oder LMP 2) eingesetzt werden - zu testen. Das wäre sicherlich auch eine große Herausforderung für mich.
Abschließend: Kannst Du schon ansatzweise verraten, wie Deine Pläne für 2009 aussehen? Wirst Du dem Porsche Carrera Cup noch eine Saison erhalten bleiben, worauf wir natürlich hoffen?
Meine Pläne für 2009 sind der Porsche Carrera Cup und der Mobil 1 Supercup … Aber um das Ziel zu realisieren, benötige ich ein großes Sponsorpaket und das dürfte für die kommende Saison noch schwieriger zu finden sein, als das für 2008!Als erster Start der Saison 2009 ist zunächst erst einmal das 24h-Rennen von Dubai geplant.Trotz der „Rennerei“ ist es aber in erster Linie wichtig, gesund zu bleiben, dann kann man auch alles andere schaffen.

Danke für das Gespräch und viel Glück für das kommende Jahr und die Motorsportsaison 2009. Wir sind sicher, dass wir Dich dann ganz bestimmt auf der einen oder anderen Rennstrecke wieder sehen werden!

Pressekontakt:
Redaktionsbüro Natascha Theisen, Lammersdorfer Str. 13. D – 54576 Hillesheim / Eifel
Telefon: ++49 (0) 65 93 – 98 91 70 – Telefax ++49 (0) 65 93 – 98 91 71 – Mobil ++49 (0) 1 71 – 57 150 57
eMail: natascha.theisen@redaktionsbuero-theisen.de